Die Oscar-Verleihung gilt seit Jahrzehnten als das glamouröseste und prestigeträchtigste Event in Hollywood. Doch ein Mann überragt bis heute alle anderen Gewinner: Walt Disney. Der Gründer und kreative Kopf hinter der berühmtesten Animationsfirma der Welt hält mit beeindruckenden 26 Oscars nach wie vor den unangefochtenen Spitzenplatz. Trotz vieler namhafter Nachfolger und beeindruckender Einzelerfolge, zuletzt etwa durch Sean Baker im Jahr 2025, konnte niemand Disneys einmalige Stellung ernsthaft gefährden. Ein Blick auf die Zahlen, Hintergründe und auch kritische Aspekte eines einzigartigen Erfolgs.
Die beeindruckenden Rekorde des Walt Disney
Walt Disney gewann in seiner Karriere 22 reguläre Oscars und erhielt zusätzlich vier Ehrenauszeichnungen. Damit erreichte er insgesamt 26 der begehrten Statuen – ein Rekord, der bis heute unerreicht bleibt. Neben der hohen Anzahl an gewonnenen Preisen hält Disney zudem den Rekord für die meisten Oscar-Nominierungen: unglaubliche 59 Mal wurde er insgesamt nominiert.
- Gesamtzahl der Oscars: 26 (22 reguläre, 4 Ehrenpreise)
- Anzahl der Nominierungen: 59
- Erfolgreichste Kategorie: Animierter Kurzfilm
Zwischen 1932 und 1939 gelang Disney etwas historisch Einzigartiges: acht Jahre in Folge erhielt er mindestens einen Oscar. Die Kategorie des animierten Kurzfilms wurde dabei beinahe zu seiner exklusiven Bühne. Filme wie „Flowers and Trees“ und „The Ugly Duckling“ stehen stellvertretend für seine außergewöhnliche Kreativität und technische Innovationskraft.
Sean Baker: Beeindruckender Einzelerfolg – aber kein Gesamtvergleich
Im Jahr 2025 zog Regisseur Sean Baker mediale Aufmerksamkeit auf sich, als er als erst zweiter Mensch nach Walt Disney vier Oscars an einem einzigen Abend gewann. Ausgezeichnet in den Kategorien „Best Picture“, „Best Director“, „Best Editing“ und „Best Original Screenplay“, schrieb Baker Hollywood-Geschichte. Dennoch liegt seine Gesamtbilanz weit hinter Disney. Dieser bleibt der König der Oscars, gemessen an der Anzahl und Vielfalt der Auszeichnungen.
Weitere Oscar-Legenden und ihre Rekorde
Neben Walt Disney haben sich weitere Hollywood-Größen durch hohe Zahlen an Oscars ausgezeichnet. Diese Persönlichkeiten prägten spezifische Kategorien nachhaltig:
Name | Oscars | Kategorie |
---|---|---|
Cedric Gibbons | 11 | Kunst- und Produktionsdesign |
Edith Head | 8 | Kostümdesign |
Dennis Muren | 8 | Visuelle Effekte |
Alan Menken | 8 | Filmmusik und Songwriting |
Katharine Hepburn | 4 | Schauspiel |
Dominanz mit Nebenwirkungen: Kritik an Disney und der Academy
Disneys Dominanz, insbesondere im Bereich der Animationsfilme, sorgt nicht nur für Bewunderung. Kritische Stimmen werfen Disney eine einseitige Einflussnahme und gezielte Oscar-Kampagnen vor. Vor allem in der Kategorie „Best Animated Feature“ dominiert Disney nahezu konkurrenzlos seit 2008. Experten sprechen hier sogar von einer „übermäßigen Machtposition“ und bemängeln die starke Kommerzialisierung der Academy Awards.
Zudem wird Disney und anderen großen Studios regelmäßig vorgeworfen, gezielt „Oscar Bait“-Filme zu produzieren – Filme, die explizit auf Oscar-Gewinne ausgerichtet sind. Millionen von Dollars fließen jährlich in Kampagnen, die den Ausgang der Preisverleihungen beeinflussen könnten. Dieser systemische Kritikpunkt betrifft allerdings nicht nur Disney, sondern die gesamte Oscar-Industrie.
Hollywoods internes Ringen um soziale Themen
Neben der künstlerischen Kritik sieht sich Disney zunehmend auch sozialpolitischen Herausforderungen gegenüber. Insbesondere in der Debatte um LGBTQ+-Themen geriet das Unternehmen zuletzt vermehrt in die Kritik. Die Kontroverse um Floridas „Don’t Say Gay“-Gesetz führte intern und öffentlich zu Diskussionen über Disneys Haltung und soziale Verantwortung.
Disney im Spiegel der Geschlechter- und Kulturdebatten
Historische Kritikpunkte belasten bis heute Disneys Ruf, insbesondere im Hinblick auf Gender-Diversität und kulturelle Sensibilität. Bereits 1938 erklärte Disney offen, dass Frauen in kreativen Bereichen seines Unternehmens nicht berücksichtigt würden – eine Aussage, die Jahrzehnte später von Stars wie Meryl Streep öffentlich angeprangert wurde. Seit den 1980er Jahren ist jedoch eine deutliche Wandlung zu beobachten. Charaktere wie Belle („Beauty and the Beast“) oder Ariel („Die kleine Meerjungfrau“) verdeutlichen Disneys Hinwendung zu stärkeren, feministischen Frauenrollen.
Doch neben Geschlechterfragen rückten zuletzt auch politische Kontroversen in den Mittelpunkt. Disneys Dreharbeiten im chinesischen Xinjiang sorgten international für heftige Kritik, da dort Menschenrechtsverletzungen dokumentiert sind. Solche Verbindungen erzeugen Spannungen, die weit über die Kunstwelt hinausreichen.
Disney als Firma: Erfolg auf Unternehmensebene
Abseits der persönlichen Erfolge Walt Disneys glänzt auch die Walt Disney Company insgesamt mit Rekorden bei den Academy Awards. Mehr als 150 Oscars konnte das Studio bisher für sich verbuchen, eine beeindruckende Bilanz, die sich besonders in den Kategorien Animation, Dokumentation, Musik und visuelle Effekte manifestiert. Kritiker bemängeln allerdings, dass diese Dominanz auf Kosten von Vielfalt und Innovation gehen könnte.
Fazit: Disney – ungeschlagen, aber nicht unangefochten
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Walt Disney ist und bleibt der erfolgreichste Oscar-Gewinner aller Zeiten. Sein Rekord wirkt unantastbar. Dennoch zeigen die anhaltenden Debatten, dass Erfolg und Einfluss auch Schattenseiten haben. Die Auseinandersetzungen rund um kommerzielle Einflussnahme, soziale Verantwortung und politische Positionierung des Disney-Konzerns beleuchten zugleich die komplexe Wechselwirkung zwischen künstlerischem Schaffen und gesellschaftlichen Erwartungen. Auch wenn Disneys Oscar-Bilanz bislang unerreicht bleibt, wächst gleichzeitig die kritische Reflexion seiner Leistungen und Praktiken. Es bleibt abzuwarten, wie die Filmindustrie und die Academy auf diese Herausforderungen reagieren werden. Doch eines ist sicher: Walt Disney wird noch lange als der Mann gelten, der Hollywoods Oscars so maßgeblich geprägt hat wie kein anderer.

Jens Müller ist ein Hobby Historiker und engagierter Forscher, der sich auf Kulturgeschichte spezialisiert hat. Mit einem scharfen Blick für historische Zusammenhänge und gesellschaftliche Entwicklungen publiziert er regelmäßig fundierte Artikel. Als Redakteur schreibt er für das Online-Magazin Stefanjacob.de.