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Stuttgarter Literaturfestival „Über Leben“ geht in die zweite Runde – vom 14. bis 24. Mai

Vom 14. bis 24. Mai 2025 verwandelt sich Stuttgart erneut in eine literarische Bühne: Das 2. Literaturfestival Stuttgart steht unter dem Motto „ÜBER LEBEN“ und lädt dazu ein, die paradoxe Schönheit des Lebens zu erfassen.

52 Autorinnen und Autoren sowie Künstlerinnen und Künstler aus 18 Ländern gestalten elf Tage lang ein Programm, das existenzielle Fragen aufwirft – und zugleich das Leben in all seiner Vielschichtigkeit feiert.

Kuratiert wird das Festival von der vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin Nino Haratischwili, die betont:

„Ich habe selbst erfahren, dass gerade in Zeiten der existenziellen Bedrohung das Leben eine große Kraft hat. Und Literatur kann gestalten, sie kann erschaffen und neben all dem Schrecken von Hoffnung, von Güte, von Lachen erzählen.“

Das Festivalprogramm ist international ausgerichtet: Mit dabei sind unter anderem die finnische Autorin Sofi Oksanen, die peruanische Schriftstellerin Gabriela Wiener und Constance Debré aus Paris. Zudem werden zahlreiche Gäste aus dem ost- und mitteleuropäischen Raum erwartet, darunter der Träger des Preises für Europäische Verständigung, Alhierd Bacharevič, sowie der polnische Autor Szczepan Twardoch, der mit seiner Eröffnungsrede das Festival einleitet.

Ein besonderes Merkmal des Festivals ist die enge Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Literatur- und Kulturszene sowie dem lokalen Buchhandel. Zahlreiche Initiativen, Vereine, Kollektive, Verlage und Akteure aus der Region bereichern das Festival mit eigenen Veranstaltungen. Diese Beiträge wurden im Rahmen eines Open Calls eingereicht und von den Kuratorinnen ausgewählt.

Für ein jüngeres Publikum bietet das Festival ein vielfältiges Programm, kuratiert von der preisgekrönten Autorin Chantal-Fleur Sandjon. In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart bringt es zauberhafte Geschichten und kreative Begegnungen auf die Bühne und eröffnet neue Sichtweisen auf Themen wie Wut, Vielfalt oder das Verliebtsein. Mit dabei sind unter anderem Efua Traoré, Raúl Krauthausen, Isabel Abedi und Andrea Karimé.

Das Literaturfestival Stuttgart 2025 wird im Auftrag der Landeshauptstadt Stuttgart vom Literaturhaus Stuttgart veranstaltet – in Kooperation mit der Stadtbibliothek Stuttgart und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg. Tickets für alle Veranstaltungen sind online erhältlich. Für Veranstaltungen des Jungen Programms sowie der Stuttgarter Literatur- und Kulturakteure gilt, wenn nicht anders angegeben, freier Eintritt.

Stadtgesellschaft im Dialog mit der Literatur

Ein zentrales Anliegen des Festivals ist die aktive Einbindung der Stadtgesellschaft. Zahlreiche Veranstaltungen finden in öffentlichen Räumen wie Stadtteilbibliotheken, Kulturzentren und sogar auf Plätzen oder in Parks statt. Damit soll der Zugang zur Literatur erleichtert und ein lebendiger Dialog über gesellschaftliche Themen angestoßen werden. Diese Öffnung in den öffentlichen Raum macht das Festival zu einem sozialen Ereignis, bei dem Literatur nicht nur erlebt, sondern auch mitgestaltet werden kann. Die Organisatoren setzen dabei bewusst auf Diversität – sowohl in der Themenwahl als auch in der Zusammensetzung der Mitwirkenden. Das Festival wird so zu einem Spiegelbild der heutigen Gesellschaft und ihrer Herausforderungen. Mit Podiumsdiskussionen, Performances und partizipativen Formaten rückt die Literatur ins Zentrum gesellschaftlicher Debatten und bietet Raum für Perspektivwechsel. Besonders im Fokus stehen Themen wie Migration, Identität, Klimakrise und digitale Transformation – also Fragen, die auch außerhalb literarischer Kreise drängend sind.

Literatur und Musik: Interdisziplinäre Höhepunkte

Ein Highlight des diesjährigen Festivals ist die verstärkte Verbindung von Literatur und Musik. In mehreren interdisziplinären Veranstaltungen treten Schriftstellerinnen und Musiker gemeinsam auf und erkunden das Spannungsfeld zwischen Sprache und Klang. So vertont etwa ein Ensemble um die Musikerin Masha Qrella ausgewählte Texte von Festivalgästen live auf der Bühne. Auch Klanginstallationen und audiovisuelle Performances gehören zum Programm, die den literarischen Ausdruck mit anderen Kunstformen verschmelzen lassen. Der Austausch zwischen Text und Musik eröffnet neue Deutungsräume und macht Literatur auch für ein weniger textaffines Publikum erlebbar. Besonders hervorzuheben ist das Format „Lyrik trifft Jazz“, bei dem zeitgenössische Lyrik in Begleitung freier Jazz-Improvisationen präsentiert wird. Durch diese Mischung entstehen unerwartete Dynamiken und emotionale Tiefen, die das Festival weit über den klassischen Literaturrahmen hinaus erweitern. Die Resonanz des Publikums auf diese Angebote ist bereits im Vorfeld enorm, viele Veranstaltungen sind ausverkauft oder hoch frequentiert.

Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit als Leitprinzipien

Erstmals stellt sich das Literaturfestival Stuttgart auch ökologisch und sozial breiter auf. Neben klimaneutraler Planung, etwa durch CO2-Kompensation und regionale Catering-Angebote, spielt die Barrierefreiheit eine große Rolle. Viele Veranstaltungen werden durch Gebärdensprachdolmetschung oder in einfacher Sprache angeboten. Veranstaltungsorte sind weitgehend rollstuhlgerecht zugänglich, und digitale Live-Streams sorgen für inklusive Teilhabe. Dieses Engagement für eine nachhaltige Festivalstruktur zeigt sich auch in der Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen und Bildungsprojekten. So finden Workshops nicht nur für Schüler:innen, sondern auch in Geflüchtetenunterkünften und Seniorenzentren statt. Damit soll Literatur als verbindende Kraft wirken, die über Alter, Herkunft oder Bildungshintergrund hinweg Menschen zusammenbringt. Besonders gelobt wird in diesem Zusammenhang die Transparenz des Festivalteams, das seine Nachhaltigkeitsziele und Umsetzungsstrategien offen kommuniziert und zur Nachahmung einlädt. Damit setzt Stuttgart ein klares Zeichen für die kulturelle Zukunftsfähigkeit urbaner Räume.

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Jens Müller

Jens Müller ist ein Hobby Historiker und engagierter Forscher, der sich auf Kulturgeschichte spezialisiert hat. Mit einem scharfen Blick für historische Zusammenhänge und gesellschaftliche Entwicklungen publiziert er regelmäßig fundierte Artikel. Als Redakteur schreibt er für das Online-Magazin Stefanjacob.de.

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